Grenzen der Einsetzung eines Notgeschäftsführers – Urteil des OLG Celle

Grenzen der Einsetzung eines Notgeschäftsführers – Urteil des OLG Celle

Das Oberlandesgericht (OLG) Celle hat in seinem Beschluss vom 10. März 2025 (Az. 9 W 22/25) eine wichtige Entscheidung zu den Voraussetzungen der gerichtlichen Einsetzung eines Notgeschäftsführers in einer GmbH getroffen. Das Urteil zeigt, dass interne gesellschaftsrechtliche Mechanismen vorrangig sind und eine gerichtliche Bestellung nur unter besonderen Umständen erfolgen kann.

 

Der Fall: Antrag auf Notgeschäftsführer für Hannover 96 Management GmbH

Im konkreten Fall stellte eine Kommanditaktionärin der Hannover 96 Management GmbH den Antrag auf gerichtliche Einsetzung eines Notgeschäftsführers. Hintergrund war eine interne Führungskrise, die nach Ansicht der Antragstellerin das Handeln der Gesellschaft blockierte. Das Gericht wies den Antrag jedoch zurück.

 

Die Entscheidung des OLG Celle

Das OLG Celle argumentierte, dass die Einsetzung eines Notgeschäftsführers nur dann in Betracht komme, wenn keine anderen gesellschaftsrechtlichen Möglichkeiten zur Wiederherstellung der Handlungsfähigkeit bestehen. Da der Alleingesellschafter in diesem Fall noch handlungsfähig war, bestand nach Ansicht des Gerichts keine Notwendigkeit für eine gerichtliche Intervention. Vielmehr müssten interne Mechanismen zur Geschäftsführerbestellung zuerst ausgeschöpft werden.

 

Praktische Auswirkungen für Unternehmen

Die Entscheidung hat weitreichende Folgen für Gesellschaften, die sich mit Führungsproblemen konfrontiert sehen:

  • Interne Prozesse haben Vorrang: Unternehmen sollten sicherstellen, dass ihre internen Bestellmechanismen für Geschäftsführer klar definiert und praktikabel sind.
  • Gerichtliche Bestellungen nur als letztes Mittel: Die Notgeschäftsführung durch ein Gericht kommt nur in Ausnahmefällen infrage, wenn alle internen Optionen versagen.
  • Handlungsfähigkeit sicherstellen: Gesellschaften sollten ihre Satzungen regelmäßig überprüfen, um eventuelle Blockaden in Krisensituationen zu vermeiden.

 

Vorsorge ist besser als gerichtliche Intervention

Das Urteil des OLG Celle verdeutlicht die Bedeutung der internen Steuerung und Entscheidungsfindung innerhalb einer Gesellschaft. Unternehmen sollten proaktiv Maßnahmen ergreifen, um Führungsprobleme eigenständig lösen zu können, anstatt auf eine gerichtliche Entscheidung angewiesen zu sein.

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